Die "Echte Rentierflechte", Cladonia rangiferina,
ist Flechte des Jahres 2009

Die "Echte Rentierflechte" ist eine von 6 in Deutschland vorkommenden Rentierflechten, die eine Untergruppe in der großen Gattung Cladonia bilden. Typisch für diese meist auffälligen Strauchflechten sind Röhren oder Becher, die sich über ein krustiges, die Unterlage bedeckendes Primärlager erheben. Bei den Rentierflechten ist dieses Primärlager rasch vergänglich. Man sieht daher meist nur das aus mehr oder weniger stark verzweigten Röhren bestehende Sekundärlager. Die Rentierflechten sind einander sehr ähnlich. Die Echte Rentierflechte ist grau und ihre Röhren (Podetien) verzweigen sich in 3 oder 4 ungleich dicke Äste, die an den Enden stark einseitswendig gebogen sind.

Echte Rentierflechte Cladonia rangiferina; Foto VWirth
Echte Rentierflechte Cladonia rangiferina; Foto: V. Wirth. Einmaliger Abdruck in naturschutzrelevanten Zeitschriften unter Angabe des Bildautors und der BLAM e.V. gestattet. Druckfähige Version laden.   

Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in der borealen Zone. Dort stellen Rentierflechten eine wichtige Nahrungsquelle für Rentiere dar. In Deutschland findet man die Echte Rentierflechte kleinflächig in den Gebirgen, stellenweise auch im Flachland, wo sie aber stark auf dem Rückzug ist. In Schleswig-Holstein ist sie verschollen, und in Nordrhein-Westfalen, wo sie früher "überall gemein" verbreitet war, gibt es heute nur noch wenige Vorkommen in der Eifel oder im Sauerland. Besiedelt werden nährstoffarme sandige bis kiesige oder felsige meist trockene Böden an gut belichteten Standorten, wie Heiden, magere Stellen an Wegrändern, Silikatfelskuppen oder lichte Eichen- und Kiefernwälder.

Die Gründe für den Rückzug der Echten Rentierflechte liegen zum einen im Rückgang solcher zumeist sauren, nährstoffarmen Standorte durch z. B. veränderte Bewirtschaftungsformen, wie die Aufgabe von Heiden, aber auch in der Nährstoffanreicherung und der daraus resultierenden Förderung der Konkurrenz durch Höhere Pflanzen. Die Rentierflechten verlieren ihren Konkurrenzvorteil an den zuvor nährstoffarmen und sauren Standorten und werden von Gräsern und aufkommendem Strauchwerk überwachsen. Da Rentierflechten nur selten Fruchtkörper ausbilden, verbreiten sie sich überwiegend durch Bruchstücke, weshalb neue Lebensräume nur langsam besiedelt werden.

Cladonia rangiferina und stygia Halkova chata vBrackel
Cladonia rangiferina und C. stygia (gelblich, rechte Bildhälfte); Foto W. von Brackel.