Die "Rosa Köpfchenflechte", Dibaeis baeomyces,
ist die Flechte des Jahres 2010

Mit der Rosa Köpfchenflechte rücken wir abermals eine Art ins Rampenlicht, die, wie viele andere Bodenflechten, auf dem Rückzug ist. Ihr krustiges, grau-weißliches Lager bedeckt saure, sandige bis sandig-lehmige, humusarme Böden in Heiden, Magerrasen und Zwergstrauchheiden, zuweilen auch die dünne Erdauflage auf Felsen aus saurem Gestein. Ersatzstandorte sind die z. B. offene Waldwegböschungen in natürlich nährstoffarmen Gebieten. Die Art ist konkurrenzschwach und meist auf höher gelegene, niederschlagsreichere Regionen in den Mittelgebirgen beschränkt. Erst in den Silikatgebieten der Alpen wird sie häufiger. Gefährdet ist sie an ihren ursprünglichen Standorten in Heiden und Magerrasen durch die zunehmende Konkurrenz von schnellwachsenden Großmoosen und Gefäßpflanzen aufgrund des Eintrags von Stickstoffverbindungen aus der Luft, an ihren Ersatzstandorten durch Befestigungs- und Begrünungsmaßnahmen beim Wegebau.

Oft findet man nur das sterile, graue Lager, doch zuweilen hat man das Glück, die hübschen Fruchtkörper zu sehen, die an sehr kleine Pilze mit rosa gefärbten Köpfen auf bleichen Stielen erinnern. Wie ihre häufigere Verwandte, die Braune Köpfchenflechte (Baeomyces rufus), wirkt sie vor allem in den Mittelgebirgen und Alpen stabilisierend auf Weganrisse und andere Stellen mit Bodenverletzungen. Ihr Lager bildet, zusammen mit anderen Flechten, Kleinmoosen, Algen und filamentösen Cyanobakterien einen erosionshemmenden Belag auf den offenen Böden („soil crust“). Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von Bodenabschwemmungen, bis die Böden von den Wurzeln höherer Pflanzen gefestigt werden.

Text: NJS/WvB

Fotos von der Rosa Köpfchenflechte

Waidhaus im Oberpfälzer Wald (Wolfgang von Brackel):

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Dibaeis baeomyces (W von Brackel)  

Waidhaus im Oberpfälzer Wald (Wolfgang von Brackel):

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Dibaeis baeomyces (W von Brackel)  

Schwarzwald, an einem Wegrand oberhalb von Todtnau (NJ Stapper):

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Dibaeis baeomyces Schwarzwald (NJ Stapper)   

D. baeomyces im Manteler Forst bei Weiden (Michael Schön):

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Dibaeis baeomyces in Callunaheide, Weiden, BY/D (Michael Schoen)   

D. baeomyces in einer Calluna-Heide bei Tettau (Michael Schön):

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Dibaeis baeomyces, Tettau, BY/D (Michael Schön)