Die Bildautoren sind in [Klammern] angegeben. Stand: Dezember 2013
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Die "Landkartenflechte", Rhizocarpon geographicum, ist die Flechte des Jahres 2014
Die Landkartenflechte ist eine der bekanntesten Flechtenarten, was sich schon daran zeigt, dass sie einen gebräuchlichen deutschen Namen hat. Bei einiger Phantasie erinnern ihre gefelderten, grün-schwarz gemusterten Lager auf Silikatfelsen tatsächlich an Landkarten.
Aussehen
Die Art ist unverkennbar und nur mit einigen nahe verwandten Arten zu verwechseln. Ihre gefelderten, leuchtend gelben bis olivgrünen Lager sind fest mit dem besiedelten Gestein verwachsen. Zwischen den schwarz gesäumten, gelben Thallusfeldern (Areolen) liegen die kantigen, schwarzen Fruchtkörper (Apothecien). Oft ist das gelbe Lager von einem schwarzen Vorlager umgeben. Im mikroskopischen Schnitt zeigen sich große, dunkelbraune, mauerförmig geteilte Sporen.
In der Gattung Rhizocarpon findet sich eine Reihe weiterer Arten mit gelblichem Lager, die aber selten und/oder auf die Hochlagen beschränkt sind. Zu ihrer Unterscheidung müssen die Sporen und teilweise auch die für eine Art typischen Inhaltsstoffe im Thallus chemisch untersucht werden. Rhizocarpon geographicum selbst wird in mehrere Unterarten unterteilt und stellt wahrscheinlich eine komplexe Sammelart dar.
Ökologie
Die Landkartenflechte ist eine Art saurer Silikatfelsen, die in den felsreichen Gebirgslagen oft aspektbildend auftritt. Neben ihren natürlichen Standorten kommt sie auch auf Mauern, an Grabsteinen und auf Ziegeln vor. Hier zeigt sich auch ihre Vorliebe für sauere Gesteine: frische Ziegel werden nicht angenommen, erst wenn die basischen Anteile durch den Regen ausgewaschen sind, erfolgt eine Besiedlung. Die Art bevorzugt offene, beregnete Standorte und meidet sickerfeuchte oder schattige ebenso wie eutrophierte Felsbereiche.
Verbreitung und Gefährdung
Die Art ist aus ganz Mitteleuropa bekannt. Während sie in den Alpen und den Mittelgebirgen ziemlich häufig bis sehr häufig vorkommt und nicht gefährdet ist, klingt sie im Norddeutschen Flachland aus und gilt etwa in Schleswig-Holstein als vom Aussterben bedroht. Insgesamt ist sie weltweit in kühlen bis kalten Regionen verbreitet, wobei sie sich in den Wärmegebieten in die höheren Gebirge zurückzieht.
Wie bei Hedwigia ciliata, dem Moos des Jahres 2014, ist der Rückgang außerhalb der Gebirge zu einem großen Teil auf das Verschwinden von Findlingsblöcken und Steinriegeln aus der Landschaft zurückzuführen. Sie sind entweder der Flurbereinigung zum Opfer gefallen oder durch Nutzungsauflassung von Extensivweiden so dicht mit Gehölzen bewachsen, dass sie für die lichtliebenden Arten zu dunkel geworden sind.
Biologie
Unter den Krustenflechten gibt es relativ schnell und sehr langsam wachsende – die Landkartenflechte gehört eindeutig zu den letzteren. Die Wachstumsraten sind einerseits abhängig von der geografischen Breite bzw. der Meereshöhe und andererseits vom Alter bzw. der Größe der Flechtenlager. So wurden in der Arktis Wachstumsraten von etwa nur 0,15 mm/Jahr in der Jugend (die ersten 250 Jahre!), dann nur noch 0,03 mm/Jahr gemessen, während sie bei Messungen in Wales, Schottland, Island und der Schweiz zwischen 0,3 und 1 mm/Jahr lagen. Sind die Wachstumsraten an einem bestimmten Ort bekannt, können sie zum Datieren des Rückzugs von Gletschern bzw. allgemein zum Bestimmen des Alters von freiliegenden Gesteinen (prähistorische Steinfiguren) genutzt werden; diese Methode der Altersbestimmung nennt sich Lichenometrie.
Rhizocarpon geographicum ist ein sehr langlebiger Organismus, bei einzelnen Individuen wurde ein Alter von weit über 1000 Jahren ermittelt. Zudem ist sie ausgesprochen resistent gegen Kälte, so ist sie auch bei Minusgraden photosynthetisch aktiv.
Die Landkartenflechte war eine der Arten, die im Rahmen der Lithopanspermia-Experimente für 10 Tage den Bedingungen des Weltraums ausgesetzt wurden, was sie ohne größere Schäden überstand. Den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre an der Außenwand der Raumkapsel überlebte sie jedoch nicht (das hielt nicht einmal der Granitbrocken aus, auf dem sie wuchs).
Flechtenbewohnende Pilze
Rhizocarpon geographicum ist Wirtsflechte einer ganzen Reihe flechtenbewohnender Pilze (13 Arten) und parasitischer Flechten (7 Arten). Der Typus der erst jüngst beschriebene Art Pronectria rhizocarpicola wurde 2006 auf einer Exkursion der BLAM in der Schweiz gefunden.
Rhizocarpon geographicum im Internet (kleine unvollständige Linkauswahl - nennen Sie uns bitte weitere Links)
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Das „Wimpern-Hedwigsmoos“, Hedwigia ciliata, ist das Moos des Jahres 2014
Hedwigia ciliata ist eine weit verbreitete Art auf kalkarmem Gestein, häufiger ist sie aber nur in den silikatischen Gebirgen zu finden.
Aussehen
Hedwigia ciliata ist ein in lockeren Rasen oder kleinen Polstern wachsendes Laubmoos, das durch seine im trockenen Zustand graugrüne Färbung, die weißlichen Glasspitzen der Blättchen und die an den Spitzen einseitswendigen Triebe auffällt. Die Art fruchtet häufig, dann finden sich an den Triebspitzen die in die obersten Blättchen eingesenkten, länglich-eiförmigen, rotbraunen Kapseln mit einem hinfälligen, kleinen Häubchen. Von dem ebenfalls graugrünen, mit weißlichen Glasspitzen ausgestatteten Racomitrium canescens (und anderen Racomitrium-Arten sowie Schistidium) lässt sie sich durch das Fehlen von Peristomzähnen, das Fehlen einer Blattrippe und die einseitswendige Ausrichtung der Blättchen an den Triebspitzen unterscheiden.
Vorkommen, Verbreitung und Gefährdung
Hedwigia ciliata besiedelt kalkarme aber gerne basenreiche Silikatfelsen in sonniger bis seltener halbschattiger Lage. Sie kommt an Felsen in der offenen Landschaft und in lichten Wäldern vor, findet sich aber auch an Mauern und felsigen Straßenanrissen.
Sie ist eine weltweit verbreitete (kosmopolitische) Art. In Mitteleuropa ist sie in den (Mittel-)Gebirgen ziemlich häufig anzutreffen, im Flachland ist sie dagegen selten geworden beziehungsweise regional ausgestorben. Dies liegt zum einen an dem Verschwinden von Findlingsblöcken oder Lesesteinriegeln aus der Landschaft, zum anderen an den dichter werdenden Wäldern (u. a. Fichtenforsten), in denen die Art nicht mehr genügend Licht erhält. Sie ist auf der Roten Liste Deutschlands als "gefährdet" eingestuft, wobei sich bei den Listen der Bundesländer ein deutliches Süd-Nord-Gefälle bemerkbar macht: In der Schweiz und in Österreich, in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland gilt sie als ungefährdet, während sie in den nördlichen deutschen Bundesländern als "gefährdet" bis "ausgestorben" eingestuft wird.
Von der häufigeren Varietät ciliata lässt sich die weitaus seltenere Varietät leucophaea unterscheiden. Sie hat längere, weißliche Glasspitzen, die sich deutlicher vom grünen Blatt-Teil absetzen, und wächst gerne auf vulkanischen Gesteinen. Eine ähnliche Art ist Hedwigia stellata mit trocken nach außen gekrümmten oder zurückgeschlagenen Blattspitzen; sie scheint stärker besonnte, trockenere Standorte als H. ciliata zu bevorzugen.
Biologie
Als Anpassung an ihre stark sonnenbestrahlten Standorte bilden alle Arten der Gattung Glasspitzen aus. Dies sind die weißlich erscheinenden oberen Teile des Blattes, die in den luftgefüllten, abgestorbenen Zellen kein Chlorophyll mehr enthalten. Sie dienen (wie bei vielen anderen Arten mit einer ähnlichen Anpassung) zum Zurückwerfen des Sonnenlichts insbesondere in trockenem Zustand. Im nassen Zustand werden die Glasspitzen transparenter und lassen das Licht auf die nun photosynthetisch aktiven, darunterliegenden grünen Zellen fallen.
Parasiten & Medizin
Auf Hedwigia ciliata wurde der moosparasitische Pilz Bryochiton monascus s. l. gefunden, der vor allem Arten der Familie Grimmiaceae besiedelt. Ein spezifisch auf dem Wimpern-Hedwigsmoos parasitierender Pilz ist bislang nicht bekannt geworden.
Eine medizinische Anwendung der Art ist uns nicht bekannt.
Marchantia polymorpha im Internet (kleine unvollständige Linkauswahl - nennen Sie uns bitte weitere Links)
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