Mit den Überhängen, Nischen und Höhlungen von Silikatfelsen und saueren Erdanrissen teilen sich das Moos und die Flechte des Jahres 2015 einen unspektakulären, aber dennoch besonderen Lebensraum. Auf Photosynthese angewiesene Organismen gelangen hier schnell an ihre Grenzen, da meistens sowohl Licht als auch Wasser einen Mangelfaktor darstellen: Die Standorte sind in der Regel beschattet oder liegen gar im Inneren von Wäldern und das Fels- oder Erddach hält den Regen ab.

Nur wenige andere Moos- und Flechtenarten treten als Begleiter auf, unter den Gefäßpflanzen schafft dies nur der eigenartige Prächtige Dünnfarn (Trichomanes speciosum), der bei uns fast nur in der vegetativen Form seines Protonemas (Vorkeims) auftritt.

Der Standort beider Arten unterliegt innerhalb von Wäldern keiner großen Gefährdung (es sei denn durch extreme Beschattung in Nadelholzmonokulturen), in der freien Landschaft werden geeignete Standorte aber immer noch Opfer von Bereinigungsmaßnahmen. Vielleicht kann der Blick auf die Arten und ihre Begleiter dazu helfen, bei Wegebaumaßnahmen (nicht nur) in Gebieten mit anstehendem saueren Fels „unordentliche“ Böschungen mit Nischen, kleinen Überhängen und Höhlungen stehen zu lassen.