Icmadophila ericetorum
Icmadophila ericetorum Foto: WvBrackel   

Hochmoore stellen ganz besondere Lebensräume dar, die durch ihren eigenen, aus Regenwasser gespeistem Wasserhaushalt und speziell durch die hier herrschenden sehr niedrigen pH-Werte (in der Regel unter 3,5) und das fast vollständige Fehlen von freien Nährsalzen nur von wenigen Organismen besiedelt werden können. Wichtigster Bestandteil der Flora sind dabei die Torfmoose (Sphagnum). Diese sterben nach unten hin ab und bilden eine immer mächtiger werdende Torfschicht, die letztlich das Grundwasser vom Moorkörper trennt. Die lebenden und ein Teil der abgestorbenen Torfmoose wirken dann wie ein Schwamm, der das Regenwasser festhält. Ein wichtiger und teilweise der Hauptbestandteil der Hochmoor-Torfmoose ist das Mittlere Torfmoos (Sphagnum magellanicum), unser Moos des Jahres 2016.

Flechten finden sich in intakten Hochmooren nur in geringer Zahl, ihnen sagt die hier herrschende Nässe nicht zu; eine Ausnahme macht die parasitische Torfmoos-Wachsflechte (Absconditella sphagnorum). Sobald sich aus dem Hochmoor hebende Bulte austrocknen oder das ganze Moor durch Entwässerung zur Hochmoorheide wird, wandern Flechten ein. Auffällig sind hierunter verschiedene Arten der Rentierflechten (Cladonia spp.) oder das Isländische "Moos" (Cetraria islandica).

Auf mehr oder weniger trockenem Torf kommen auch Krustenflechten vor. Eine davon ist die Heideflechte (Icmadophila ericetorum), unsere Flechte des Jahres 2016.

Intakte Hochmoore, deren Entstehung in Mitteleuropa nach dem Ende der Eiszeiten, vor etwa 12.000 Jahren, begann, gehören zu den letzten noch weitgehend naturnahen Ökosystemen Mitteleuropas. In Deutschland haben sie durch Entwässerung und/oder Abbau bis zu 99 % ihrer ursprünglichen Fläche eingebüßt. Der abgebaute Torf wurde als Brennstoff, Dämmmaterial, Boden"verbesserer" im Gartenbau oder zu Moorbädern verarbeitet. Die abgetorften Flächen wurden anschließend land- und forstwirtschaftlich genutzt.

Spagnum magellanicum; Foto: HHofmann
Sphagnum magellanicum Foto: HHofmann   

Glücklicherweise wurden in jüngerer Zeit die meisten der verbliebenen Restflächen unter Naturschutz gestellt, nicht zuletzt durch EU-Recht. Versuche zur Renaturierung bereits beeinträchtigter Moore zeigen unterschiedliche Erfolge. Schwierigkeiten bereiten hier vor allem der Wasserrückhalt und der Eintrag von Nährstoffen aus der Luft. Wichtig ist der Erhalt der Restmoore und die Wiederherstellung degenerierter Moorflächen nicht nur für den Naturschutz, sondern auch für den Klimaschutz: intakte Hochmoore sind effektive CO2-Senken, während degenerierte Moore große Mengen an klimaschädlichem CO2 und Methan emittieren.