Exkursionsmikroskope

Microlejeunea ulicina (bleich) über Metzgeria furcata; Foto: Stapper
Microlejeunea ulicina (bleich) über Metzgeria furcata; Foto: Stapper

Sicherlich kann man mit einer guten Lupe viele Moose bereits im Gelände ansprechen. Spätestens bei ausgesprochenen Winzlingen, wie z. B. Lebermoosen aus der Gattung Microlejeunea (siehe Bild rechts) und ähnlichen benötigt man ein Mikroskop. Ist man längere Zeit unterwegs und findet Arten, die man bis dahin noch nie gesehen hat, dann hilft ein Mikroskop die abends aufkommende Neugier zu befriedigen: Ist die Lamina mehrschichtig? Wie sehen die Papillen aus, wie die Zähnchen am Blattrand, wie die Oberfläche der Hornmoossporen? Für Flechten: Wie viele Sporen sind im Ascus, sind sie ein- oder mehrzellig?

Ein einfaches Kursmikroskop reicht für diesen Zweck zwar völlig aus, ist allerdings auch recht schwer, was bei Flugreisen und insbesondere beim Transport im Rucksack über weite Strecken bis zum eigentlichen Untersuchungsgebiet sehr hinderlich ist. Während das einfache Kursmikroskop billig ist, kosten so genannte Exkursionsmikroskope mindestens ebenso viel wie eine gute Spiegelreflexkamera und sind dabei noch kleiner und leichter. Ein legendäres Exkursionsmikroskop ist das "Nikon model H field microscope" (siehe auch diesen Beitrag), für das Liebhaber heute extrem hohe Preise bezahlen. Grundprinzip: Gefalteter Strahlengang und daher sehr kompakte Bauweise.

Exkursionsmikroskop FM31 von SWIFT, die Beleuchtung ist eine Eigenkonstruktion; Foto: Stapper
Exkursionsmikroskop FM31 von SWIFT, die Beleuchtung ist eine Eigenkonstruktion; Foto: Stapper

Diesem Gerät ähnlich ist das SWIFT FM31 Field Microsope, das auch heute noch produziert wird. Zahlreiche Bilder dieses Gerätes finden Sie auf der Website von Dominique Voisin, der dieses kleine Mikroskop auf seinen Algenexkursionen verwendet. In einem Moosexkursions-Bericht von NJ Stapper wird der Einsatz des abgebildeten Exemplars beschrieben, und auch der Artikel von Wayne Lanier zeigt, wie vielseitig so ein Gerät verwendet werden kann. Es ist also nicht nur ein Kuriosum, das vielleicht abendlichen Gesprächsstoff garantiert, sondern ein vollwertiges, leistungsfähiges Mikroskop! Als Ergänzung zu den beiden Artikeln sei angemerkt, dass man sich unbedingt um eine stabile Unterlage bemühen sollte, da das schmale Mikroskop leicht umkippt. Es verfügt auf der Unterseite über ein Standard-Fotostativgewinde, mit dem man es z. B. auf ein Sperrholzbrett montieren kann. Der Original-Objektführer ist angeblich nicht mehr erhältlich, aber praktisch unverzichtbar. Mit etwas Geschick kann man einen Objektführer eines anderen Herstellers adaptieren.

Mit dem Suchbegriff "field microscope" findet man im Internet zahlreiche, weitere Geräte, über deren praktische Eignung der Autor keine eigenen Erfahrungen hat. Wenn also hier nur über das FM31 berichtet wird, darf das nicht als eine Abwertung anderer Exkursionsmikroskope interpretiert werden!