Den Einstieg finden

Moose sind zunächst eines, nämlich klein. Eine Aufsammlung aller Moose aus der näheren Umgebung passt in einen oder wenige Schuhkartons und damit auch spielend in eine Studentenbude. Die größten einheimischen Arten erreichen rund 30 cm Höhe, die meisten sind aber nur wenige Zentimeter groß, die Ästchen der kleinsten nicht mal einen Millimeter breit (z. B. Microlejeunea ulicina). Das Interesse an diesen kleinen Organismen kann ganz urplötzlich erwachen, etwa dann, wenn man aus Neugier mal den aus der Ferne betrachtet "schmutzig grünen Überzug" auf einem Waschbeton-Mülltonnenschrank oder einem Baumstamm unter die Lupe genommen hat: Viele verschiedene Pflänzchen von unterschiedlichster Gestalt, von bandförmigen Strukturen bis hin zu kleinen Bäumchen mit runden oder spitze Blättchen. Weltweit unterscheidet man rund 20000 verschieden Arten. Der Verbreitungsatlas der Moose Deutschlands (Meinunger & Schröder 2007) enthält Verbreitungskarten für 1159 Moose (siehe hierzu auch das Portal Moosedeutschland.de). Von diesen sind nach traditioneller Einteilung ein Viertel Leber- und Hornmoose, der überwiegende Teil sind Laubmoose. Während das deutsche Wort Moos alle 3 Gruppen umfasst, meint das englische "moss" nur ein Laub- oder Torfmoos, Lebermoose werden "liverworts" und Hornmoose "hornworts" genannt.

Will man diese Winzlinge mit ihrem Namen ansprechen, benötigt man ein Minimum technischer Hilfsmittel, aktuelle Bestimmungsliteratur und die erforderlichen Kenntnisse über den Aufbau und die Lebensweise von Moosen, um die im Bestimmungsschlüssel gestellten Fragen korrekt beantworten zu können. Lehr- und Praktikumsbücher sind hier eine gute Hilfe und auf lange Sicht wohl auch unverzichtbar.

Marchantia alpestris, Encumeada/Madeira, Foto: Stapper
Marchantia alpestris, Encumeada/Madeira, Foto: Stapper

Doch wer das Lernen am Monitor gewohnt ist, sollte anfangs nur in ein, zwei Bestimmungsbücher investieren (z. B. Frey et al. 2006, Frahm & Frey 2003 oder Nebel & Philippi 2000-2006, s. unten) und ansonsten das Internet bemühen. So wurde auf dieser Website auf eine allgemeine Darstellung der Moose verzichtet, denn das erledigt die umfangreiche deutsche Wikipedia-Seite über Moose hervorragend (der Artikel wurde zu Recht in die Liste der lesenswerten Wikipedia-Artikel aufgenommen).

Sehr empfehlenswert ist das im Internet verfügbare Online-Bryologie-Lehrbuch von Janice Glime, einer kürzlich emeritierten Professorin an der Michigan Technological University: Glime, Janice M. 2007: Bryophyte Ecology - Ebook sponsored by Michigan Technological University and the International Association of Bryologists. - http://www.bryoecol.mtu.edu. Die einzelnen Bände und Kapitel, alle im praktischen Portable Document Format (pdf), entstehen nach und nach und werden bei Bedarf aktualisiert. Vom Generationszyklus über morphologische Adaptationen der Moose oder ihre Verwendung in der Medizin und im Gartenbau (japanische Gärten...) wird in diesem reichlich illustrierten Lehrbuch wahrlich jedes Thema über und um Moose behandelt. Viele der Moos-Fotos in diesem Werk stammen übrigens vom Freiburger Moos-Fotografen und BLAM-Mitglied Michael Lüth. Auf dieser Website finden Sie unter "Links" zahlreiche Websites mit Bildergalerien, die Ihnen bei der Bestimmungsarbeit hilfreich sein sollten.

Um die Fragen in den Bestimmungsschlüsseln zu verstehen und um sich generell mit der bryologischen Terminologie vertraut zu machen, kann man einerseits die Glossare in den Bestimmungswerken verwenden, aber auch das mehrsprachige Online-Glossar, das unter www.tropicos.org zugänglich ist: im Menü über -> "Tools" -> "Glossary" auswählen, dort "Mesoamerican Project Glossary" durch Antippen des kleinen Dreiecks in "Bryophyte" verändern und den Suchbegriff im Fenster "Term" in der auszuwählenden Sprache Englisch, Deutsch, Spanisch oder Portugisisch eingeben und dann mit "Search" abschicken.

Plagiomnium undulatum, Seta, quer; Foto: Stapper
Plagiomnium undulatum, Seta, quer; Foto: Stapper

Es ist nicht empfehlenswert und auch gar nicht nötig, alleine die Welt der Moose zu betreten. Weder ein Buch oder eine noch so gut aufgemachte Website kann z. B. eine Exkursion mit versierten Leuten ersetzen! Die BLAM veranstaltet jedes Jahr eine so genannte "Hauptexkursion", auf der man viele Moos-Interessierte kennen lernen kann. Auch Volkshochschulen, regionale Vereine oder (in NRW) die biologischen Stationen veranstalten Exkursionen oder auch Seminare über Moose, die manchmal im Veranstaltungskalender der BLAM zu finden sind. Über das BLAM-Web, die Mailingliste der BLAM für Moos- und Flechten-Interessierte in Mitteleuropa, kann man sich z. B. mit Leuten aus der Umgebung zu gemeinsamen Exkursionen verabreden. Auch auf anderen Internetforen erfährt man von bryologisch interessierten Menschen oder kann dort die eigenen Ergebnisse präsentieren, z. B. Fotos von Moosen oder Details von Moosen, wie derzeit im deutschsprachigen Diskussionsforum Mikroskopie.de.

Insbesondere in grenznahen Regionen lohnt sich die Kontaktaufnahme zu Vereinen in den Nachbarländern, z. B. in den Niederlanden, der Schweiz oder Tschechien. Ebenso empfehlenswert ist ein Blick auf das Veranstaltungsprogramm einer in der Nähe befindlichen Universität. Oft gibt es an lokalen Naturkundemuseen bryologisch fachkundige Personen, die geradezu warten, endlich auf Moose angesprochen zu werden. Am Wohnort bestehen möglicherweise naturkundliche Vereinigungen, die sich mit ähnlich gelagerten Themen befassen und wo man andere Menschen für Moose begeistern kann.