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Das "Gemeine Widertonmoos" oder "Goldene Frauenhaar", Polytrichum commune, ist Moos des Jahres 2010
Dieses Moos ist vielen als das Lehrbuchmoos noch aus der Schulzeit, zu mindestens als Abbildung, in Erinnerung. Die im Volksmund als Widertonmoos bekannte Pflanze wächst vor allem an feuchten bis nassen Standorten, wird bis zu einem halben Meter hoch und hat im feuchten Zustand Ähnlichkeit mit der Miniaturausgabe einer Fichte. Die lange rote Seta trägt eine scharfkantige Kapsel mit einer glockenförmigen gelben Haube. An geeigneten Stellen kommt dieses Moos in großen Flächen vor und ist deshalb sehr auffällig.
In früheren Zeiten war Polytrichum commune den Menschen viel bekannter als heute. So schreibt zum Beispiel Carl von Linné in seiner „Lappländischen Reise“ in dem Abschnitt „Lapponia Lykselensis“, dass man damals in Lappland eine mit Polytrichum commune dicht bewachsene Fläche von der Größe eines Bettes ausstach, es an der Unterseite abschnitt, dann von der Erde abhob und als Schlafunterlage oder auch als Zudecke benutzte. Ähnliches ist auch aus verschiedenen Gebieten Deutschlands, besonders im nördlichen Teil, bekannt. In neuerer Zeit geht der Bestand an Polytrichum commune durch Entwässerung von Brüchen, Feuchtwiesen und die Kultivierung von Mooren zurück. In feuchten Waldgebieten ist dieses Moos auch heute noch oft anzutreffen, wird in trockeneren Bereichen aber von dem sehr ähnlichen Polytrichum formosum ersetzt. Als Charaktermoos verschiedener feuchter Biotope steht das Widertonmoos stellvertretend für viele zunehmend gefährdete Pflanzen.
Text: Johann Siebelds
Fotos vom Gemeinen Widertonmoos
Die "Rosa Köpfchenflechte", Dibaeis baeomyces, ist die Flechte des Jahres 2010
Mit der Rosa Köpfchenflechte rücken wir abermals eine Art ins Rampenlicht, die, wie viele andere Bodenflechten, auf dem Rückzug ist. Ihr krustiges, grau-weißliches Lager bedeckt saure, sandige bis sandig-lehmige, humusarme Böden in Heiden, Magerrasen und Zwergstrauchheiden, zuweilen auch die dünne Erdauflage auf Felsen aus saurem Gestein. Ersatzstandorte sind die z. B. offene Waldwegböschungen in natürlich nährstoffarmen Gebieten. Die Art ist konkurrenzschwach und meist auf höher gelegene, niederschlagsreichere Regionen in den Mittelgebirgen beschränkt. Erst in den Silikatgebieten der Alpen wird sie häufiger. Gefährdet ist sie an ihren ursprünglichen Standorten in Heiden und Magerrasen durch die zunehmende Konkurrenz von schnellwachsenden Großmoosen und Gefäßpflanzen aufgrund des Eintrags von Stickstoffverbindungen aus der Luft, an ihren Ersatzstandorten durch Befestigungs- und Begrünungsmaßnahmen beim Wegebau.
Oft findet man nur das sterile, graue Lager, doch zuweilen hat man das Glück, die hübschen Fruchtkörper zu sehen, die an sehr kleine Pilze mit rosa gefärbten Köpfen auf bleichen Stielen erinnern. Wie ihre häufigere Verwandte, die Braune Köpfchenflechte (Baeomyces rufus), wirkt sie vor allem in den Mittelgebirgen und Alpen stabilisierend auf Weganrisse und andere Stellen mit Bodenverletzungen. Ihr Lager bildet, zusammen mit anderen Flechten, Kleinmoosen, Algen und filamentösen Cyanobakterien einen erosionshemmenden Belag auf den offenen Böden („soil crust“). Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von Bodenabschwemmungen, bis die Böden von den Wurzeln höherer Pflanzen gefestigt werden.
Text: NJS/WvB
Fotos von der Rosa Köpfchenflechte
Waidhaus im Oberpfälzer Wald (Wolfgang von Brackel):
Waidhaus im Oberpfälzer Wald (Wolfgang von Brackel):
Schwarzwald, an einem Wegrand oberhalb von Todtnau (NJ Stapper):
D. baeomyces im Manteler Forst bei Weiden (Michael Schön):
D. baeomyces in einer Calluna-Heide bei Tettau (Michael Schön):
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